Ein Tipp von der Großmutti, der Mama oder der besten Freundin. Die Mythen rund um das Thema Sonnenschutz sind zahlreich und halten sich hartnäckig. Wir haben mit Allgemeinmedizinerin Dr. Veronika Lang gesprochen und klären über die wichtigsten Irrtümer beim Sonnenbaden auf.
Mythos #1: Es wird zu wenig ein- und nachgecremt
Das ist richtig. Der häufigste Anwendungsfehler ist das Auftragen einer zu geringen Menge an Sonnenschutz. In der Praxis wird meist nur die Hälfte der empfohlenen 2mg/cm² genützt. Damit kann der angegebene Schutz nur zu einem Bruchteil gehalten werden. Das Auftragen eines Sonnenschutzes verhindert wohl gut die lichtbedingte Rötung, sodass die Verweildauer in der Sonne zunimmt. Andere schädliche Konsequenzen, etwa des UVA-Bereichs, bleiben oft unbeachtet. Sonnenschutz sollte immer eine Ergänzung zu einem vernünftigen und maßvollen Umgang mit der Sonne bleiben. Hinzu kommt, dass oft zu wenig nachgecremt wird. Ein gewisser Verbrauch durch Schweiß, Abrieb und die Hauterneuerung ist stets gegeben. Deshalb sollte regelmäßig nachgecremt werden. Die errechnete Verweildauer verlängert sich dadurch aber nicht, sondern wird nur gesichert. Auch wenn Sonnenschutz sofort wirkt, sollte man sich Zeit zum sorgfältigen Auftragen und Verteilen des Produktes nehmen.
Mythos #2: Fensterscheiben und Autofenster schützen vor der Sonne
Nein, das ist falsch. Fenster- und Autoscheiben schützen zwar vor UVB-Strahlung, die Sonnenbrand auslöst, aber nicht vor UVA-Strahlung. Diese hat eine andere Wellenlänge, kann normales Fensterglas und Autoscheiben durchdringen und in der Haut Schaden anrichten. Daher gilt auch für Fahrten im Auto oder im Bus: Sonnenschutz mit UVA- und UVB-Schutzfilter verwenden.
Mythos #3: Das Produkt ist wasserfest. Ich muss nicht nachcremen
Um den Ausdruck „wasserfest“ ausloben zu dürfen, muss nach zwei standardisierten Bädern der Lichtschutzfaktor mindestens 50 Prozent des Ausgangswertes betragen. Für den Ausdruck „sehr“ oder „besonders wasserfest“ ist das bei vier Bädern notwendig. Auch wenn ein Produkt „wasserfest“ ist sollte nach dem Baden immer wieder nachgecremt werden.
Mythos #4: Von Sonnenschutzprodukten bekomme ich eine Sonnenallergie
Die Zahl der Sonnenallergien oder polymorphen Lichtdermatosen, wie der Hautarzt sie nennt, steigt weltweit an. Hierbei handelt es sich um eine abnorme Reaktion der Haut auf Sonnenlicht. Dabei kommt es bei den Betroffenen an lichtexponierten Arealen, wie z.B. Armen und Dekolleté, zu Rötungen, Bläschen oder Knötchen, die oft stark jucken. Diese Veränderungen treten typischerweise Stunden bis Tage nach dem ersten Sonnenbad im Frühjahr auf und verschwinden im Herbst wieder. Als Ursache sind neben erblichen Faktoren die langwelligeren UVA-Strahlen als Auslöser gesichert. Also schützt sicherer Sonnenschutz vor allem im UVA-Bereich vor einer Sonnenallergie.
Mythos #5: Im Schatten bekomme ich keinen Sonnenbrand
Auch das ist falsch. Die meisten Sonnenschirme bzw. der Schatten eines Baumes können die aggressive UV-Strahlung nicht zu 100 Prozent blocken. Auch Wolken sind für UV-Strahlen durchlässig, sie filtern nur ca. 20 Prozent der UV-Strahlung aus dem Sonnenlicht. Hinzu kommt, dass alles, was in der Sonne und in ihrer unmittelbaren Umgebung ist, das Sonnenlicht und damit auch die UV-Strahlung reflektiert.
- Schnee reflektiert 30% der UV-Strahlung.
- Die Reflexion des Sandes beträgt zwischen 15-25%.
- Wasser reflektiert immerhin noch 10% der UV-Strahlung.
- Sogar Gras reflektiert 6% der UV-Strahlung.
Mythos #6: Kinder benötigen besonderen Schutz
Ja, denn Kinderhaut ist äußerst sonnenempfindlich: Die Haut ist wesentlich dünner als die der Erwachsenen. Die Fähigkeit, eine schützende Lichtschwiele und ausreichend Pigment zu bilden, muss sich erst noch im Laufe entwickeln. Im ersten Lebensjahr sollten Kinder überhaupt nicht der Sonne ausgesetzt werden, sondern mit Kleidung und Sonnenschirm vor direkter Sonnenbestrahlung geschützt werden. Es gibt Produkte, die speziell auf die Anforderungen von Kindern abgestimmt sind. Diese betreffen vor allem die Textur, die Wasserfestigkeit, die pflegenden Eigenschaften und die Verteilbarkeit.
Mythos #7: Infrarotstrahlen sind besonders schädlich
Ähnlich wie beim UV-Bereich wird die Infrarotstrahlung in Unterbereiche aufgeteilt. Für den Infrarot-A-Bereich (760nm -1,4µm) ist die Haut maximal durchlässig. Deshalb gilt den Infrarot-A-Strahlen auch das größte Interesse. In der Medizin werden diese Strahlen auch therapeutisch genützt. So gibt es Krankheitsprozesse in der untersten Hautschicht (Subcutis), die auf Wärme ansprechen.
Umgekehrt kann ein zu Viel an Infrarot-A-Strahlen auch schädlichen Einfluss haben und die lichtbedingte Hautalterung verstärken. So zeigen chronisch hitzeexponierte Hautareale, sowohl unter dem Mikroskop als auch klinisch, Zeichen der vorzeitigen, lichtbedingten Hautalterung. Dabei spielen Freie Radikale eine große Rolle. Antioxidantien können dem entgegenwirken.
Mythos #8: Mit Sonnenschutzprodukten wird kein Vitamin D in der Haut gebildet
Das ist falsch. Vitamin D wird aus einer Vorstufe aus der Nahrung in der Haut durch Einfluss von UVB-Strahlen in aktives Vitamin D umgewandelt. Erwiesener Vitamin-D-Mangel wird oral substituiert. Neben Sonneneinstrahlung gibt es auch zahlreiche andere Faktoren, die den komplexen Vitamin-D-Stoffwechsel beeinflussen. Die Sorge, dass Sonnenschutz kontraproduktiv ist, ist unbegründet.
Mythos #9: Aus Rot wird Braun
Das ist eine oft gehörte Schutzbehauptung von Menschen, um sich den Sonnenbrand schön zu reden. Doch bei einem Sonnenbrand gibt es nichts zu beschönigen. Gerötete Haut nach einem Sonnenbad ist ein Zeichen für eine ernste Schädigung der Haut. Die später eintretende Bräunung der Haut ist ein Schutzmechanismus der Haut, hat aber mit der Rötung nichts zu tun. Ist die Haut bereits gerötet, ist der Schaden schon angerichtet.
Mythos #10: Mit einem hohen Lichtschutzfaktor werde ich nicht braun
Auch hier liegen die Meisten falsch. Die Höhe des Lichtschutzfaktors sagt aus, wie lange die Haut nach dem Auftragen des Sonnenschutzmittels gegen einen Sonnenbrand geschützt ist. Trotz einem hohen Lichtschutzfaktor wird die Haut gebräunt. Es dauert nur ein wenig länger. Dafür ist die Bräune gleichmäßiger, gesünder und hält länger.