Verpackungen: Die Österreicher kaufen etwa 224 Millionen Packungen pro Jahr an Produkten für ihre Haut- und Körperpflege zuhause. Das ergab die aktuelle GfK-Einkaufsstudie 2020. Um die Umwelt zu entlasten, lautet die Devise der Markenartikelhersteller daher: Besserer, weniger oder gar kein Kunststoff. Durch die Reduktion der Verpackung und die Entwicklung alternativer sowie nachhaltiger Verpackungslösungen wollen auch wir Kosmetikhersteller einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung und Abfallvermeidung leisten.
Lesetipp: „Kein, weniger oder besseres Plastik“
Folgender Überblick zeigt die aktuellen Entwicklungen und die Herausforderungen.
Zwei Herausforderungen
- Die Verpackung ist Schutz und der Garant für Erhaltung der hohen Produktqualität. Direkte Einwirkung von Licht und sonstigen Einflüssen können ein kosmetisches Mittel verderben.
- Die Verpackung dient der Erkennung des Produkts.
Drei nachhaltige und innovative Lösungsansätze der Markenartikelhersteller
- Reduktion von Verpackungsmaterial
Komprimierte Deo-Sprays beispielsweise benötigen nur noch die Hälfte des ursprünglich eingesetzten Sprühmittels und weniger Verpackung. Eine neue Material-Komposition bei Aludosen wiederum ermöglicht es, die Aerosoldosen dünnwandiger und damit leichter zu machen. Durch die Umstellung auf leichtere Aluminiumdosen möchte ein Hersteller bis Ende 2022 circa 664 Tonnen Aluminium einsparen.
Aufrollbare Flaschen (z.B. für Bodylotions) bestehen aus 50 Prozent weniger Plastik und lassen sich durch das Aufrollen zur Gänze entleeren. Die Dicke der Flaschenwand wurde erheblich reduziert, auch der Verschluss ist kleiner und leichter. Dennoch ist die Verpackung stabil, leistet jedoch einen Beitrag zur Reduzierung von Plastik im Alltag. Um 49 Prozent Plastik reduzierte Verpackungen dank FSC-zertifiziertem Karton kommen auch bei einem anderen Hersteller zum Einsatz.
- Recycling und Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfen
Bereits heute sind viele Verpackungen von Kosmetikprodukten zu fast 100 Prozent wiederverwertbar. Um die Recycling-Quoten weiter zu verbessern, arbeiten die Markenartikelhersteller laufend mit Entsorgungsunternehmen zusammen. Ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft werden diese Rezyklate auch wieder für die Herstellung von Verpackungen verwendet. Mitglieder von Kosmetik transparent haben sich zum Ziel gesetzt, die verwendete Menge an Neuplastik bis zum Jahr 2025 zu halbieren. Ein Unternehmen beziffert die dadurch international einsparbare Menge mit 350.000 Tonnen jährlich. Erreicht werden soll dies konkret durch:
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- Die Einführung von wieder befüllbaren oder wiederverwertbaren Verpackungen beziehungsweise Produkten, die ganz ohne (Kunststoff-) Verpackungen auskommen.
- Die verbleibenden Einsparungen sollen durch die Verwendung von Post-Consumer-Rezyklat (PCR) erzielt werden – also recyceltes Plastik aus Kunststoffabfällen, die im Haushalt oder in Büros anfallen.
Ein anderes Unternehmen hat für 2030 das Ziel, dass hundert Prozent des Kunststoffs in den Verpackungen entweder aus recycelten oder biobasierten Quellen stammen. Also gar kein Neuplastik mehr.
- Fest statt flüssig
Über diese Kunststoff-Initiativen hinaus gilt bei verschiedenen Herstellern vermehrt das Motto: fest statt flüssig. Um Verpackungsmaterial zu reduzieren, setzen sie auf kompakte Seifenstücke, mit denen Gesicht, Haare und Hände gereinigt werden können. Auch Körpercremes gibt es mittlerweile in Form von Butterriegeln, Deos als Cremes.
Jeder einzelne kann einen Beitrag leisten
Nicht nur die Kosmetikindustrie, auch die Konsumenten können einen Beitrag dazu leisten, Verpackungsmüll zu reduzieren.
- Die richtige Dosierung: Wer wirklich nur die empfohlene Menge eines Produktes verwendet, kommt damit länger aus und spart auf diesem Weg Verpackungen ein.
- Aber auch bei der Entsorgung sind die Konsumenten gefragt: Um möglichst viel der Wertstoffe aus gebrauchten Verpackungen erfassen und nutzen zu können, sollten sie die jeweiligen Materialien in den dafür vorgesehenen Sammelbehältern entsorgen. Nur über die richtige Entsorgung landen wertvolle Verpackungsmaterialien im Wertstoffkreislauf. Durch Fehlwürfe werden Verwertungssysteme gestört. Die Mitglieder von Kosmetik transparent setzten sich daher für einfache Trennbarkeit sowie ein flächendeckende Sammelsysteme ein. Wertvolle Tipps für richtiges Trennen.
- Im Idealfall sollten die Verpackungen möglichst vollständig entleert werden. Etwa durch das Überkopf-Stellen von Flaschen und Tuben, das Abschrauben von Verschlüssen zum Nachspülen, das Ausklopfen der Verpackungen oder das Leerstreichen von Tuben. Verpackungen, die nicht zur Gänze geleert werden können, gehören in den Restmüll oder gegebenenfalls zum Sondermüll.
- Es ist wichtig, dass die Konsumenten recycelte Verpackungen akzeptieren und wertschätzen, auch wenn sie oft grauer, dunkler oder weniger transparent sind als neues Plastik.
Zahlen und Fakten
Die Abfallmengen, die durch Verpackungen entstehen, steigen. Die Sammelmenge an Verpackungen aus Karton und Pappe beispielsweise ist nach Angaben der ARA (Altstoff Recycling Austria) im Vorjahr auf 177.200 Tonnen geklettert. Das sind pro Kopf rund 20 kg im Jahr. Allerdings ist die Recyclingquote mit 85 Prozent hoch. Anders bei Kunststoffverpackungen. Aktuell werden hierzulande jährlich 25 Prozent der rund 300.000 t Kunststoffverpackungen durch Recycling verwertet. Um das EU-Ziel einer Recyclingquote von 50 Prozent zu erreichen, muss bis zum Jahr 2025 die Recyclingquote von 75.000 t auf 150.000 t verdoppelt werden. Bis 2030 ist eine weitere Steigerung auf 55 % notwendig.